Kennen Sie den? Kommt ein Berater ins Unternehmen und … Nein, keine Angst, ich erzähle jetzt keinen Witz.  Ich bin ein ganz schlechter Witzeerzähler.

Ich möchte auf ein ernsthaftes Problem in Organisationsentwicklung und Beratung hinweisen: Dass wir immer wieder neue, zusätzliche Regeln, Tools, Prozesse einführen und damit im besten Fall wenig bewirken, im schlechteren Fall aber auch viel Schaden anrichten.

Natürlich tun wir das alle meistens mit guten Absichten. Weil wir Probleme lösen wollen. Weil es Handlungsbedarf gibt. Weil wir helfen wollen. Weil es gute Argumente für dieses Tool oder jenes Vorgehen gibt. Oder weil andere damit gute Erfahrungen gemacht haben.

Aber wir tun es auch, weil wir oft gar nicht an andere Möglichkeiten denken. In Organisationen kommen wir selten auf die Idee, dass das Weglassen, das Abschaffen, das Etwas-Nicht-Mehr-Tun der beste Weg zur Veränderung sein könnte. Wir übersehen, dass wir ganz schön viel tun, um Veränderung nicht zuzulassen.

Organisationen haben für das Denken und Handeln in diese Richtung keine Übung und schon gar keine Routine. Berater und Beraterinnen haben das oft auch nicht gelernt. Das ist schade.

Wir lassen damit viel Potential liegen. Wir investieren oft viel Arbeit in wenig Wirkung. Wir schaffen Organisationen, die sich vor lauter Ballast nicht mehr bewegen können. Egal ob sich das in Bürokratie, in immer neuen Change-Initiativen oder im Etablieren der neuesten Management-Moden zeigt. Wir behindern unternehmerische Wertschöpfung und erschweren Menschen sinnvolles, wirksames Arbeiten.
 
Vielleicht bringen Sie diese Fragen auf neue Gedanken: Welche selbstgemachten Regeln, Prozesse, Instrumente, Praktiken stehen der Wertschöpfung aus Ihrer Sicht im Weg? Was kann man in Ihrem Unternehmen entrümpeln und abschaffen, damit Arbeit wieder wirksamer wird? Wo braucht (persönliche oder organisatorische) Veränderung vielleicht weniger Machen, sondern mehr Sein-Lassen?