Unlängst hat mir eine Journalistin die Frage gestellt, wie man denn die vielen geforderten, oft auch überforderten Führungskräfte am besten unterstützen kann. Braucht es  neue oder andere Angebote für Führungskräfte? Darauf zielte die Frage ab. Sie sind aber aus meiner Sicht nicht der entscheidende Hebel.

Solche Angebote und Initiativen – Führungskräfte-Entwicklung, Führungskräfte-Feedback, etc. – basieren ja auf der Annahme, dass die Führungskräfte, ihre Kompetenzen, vielleicht sogar ihre Persönlichkeit der Kern des Problems sind. Und sich daher die Führungskräfte ändern müssen. Das ist aber nicht so.

Was sich ändern muss, sind aus meiner Sicht die Rahmenbedingungen, unter denen Führung stattfindet. Das ist die wirksamste Unterstützung. Anstatt immer wieder neue, tolle, innovative Programme zu kreieren, ist es viel effektiver die vielen Hürden und Einschränkungen beiseite zu räumen, die Führungskräfte tagtäglich behindern und die sehr viel Zeit, Energie und Intelligenz fressen.

Da geht es zum Beispiel darum, den Steuerungswahnsinn und das damit verbundene Businesstheater zu beseitigen: Planungen, Zielvorgaben, Jahresprozesse, Reportings, Meetings. Können Sie sich vorstellen, wieviel Luft und Motivation die Führungskräfte bekommen, wenn man hier wirklich radikal aussortiert?

Da geht es zum Beispiel auch darum, den sogenannten Collaboration Overload zu reduzieren. Der ist ja in der Regel ein Ausdruck davon, dass die Organisation schlecht gestaltet ist und nicht zur Problemlösung und Wertschöpfung geeignet ist. Das müssen dann die MitarbeiterInnen und die Führungskräfte ausbaden. Unzählige Abstimmungen, explodierende Mailboxen, ausufernde Chats, stundenlange Meetings, zig Projekte, komplizierte Entscheidungsprozesse sind nur einige der Symptome, die viele nur allzu gut kennen.

Was hilft noch, um Menschen mit Führungsaufgaben zu unterstützen? Endlich den überfälligen Schritt machen und Führung von formellen Führungskräften entkoppeln. Sich endlich wirklich und praktisch verabschieden vom Mythos, dass Führung nur durch einige wenige stattfindet, die dann entweder Helden oder Schuldige sind. Das wäre eine enorme Entlastung für die heutigen Führungskräfte und würde vielen Menschen ermöglichen, in Führung zu gehen. Es erfüllt außerdem wichtige Sehnsüchte: nach Autonomie, nach Lernen und Können, nach gemeinsamem sinnvollen Wirken.

Das gemeinsam zu lernen, das kann wirklich einen Unterschied machen und ungeahnte Führungs-Kräfte entfesseln.